Mediation
Rechte und Pflichten ergeben sich aus dem materiellen Recht. Auf der anderen Seite steht das formelle Recht zur Durchsetzung von Ansprüchen. Bloss „formell“ recht zu erhalten, durch Richterspruch, ist dies zufriedenstellend?
Verhandeln heisst, die Rechts- und Interesse-Positionen des Gegenübers zu kennen und verstehen zu lernen um sodann sachbezogen und aktiv auf ein gemeinsames Ergebnis hinwirken. Dies ist sehr viel zufriedenstellender, weil beide Parteien direkter aufeinander zugehen. Da, wo sie es nicht mehr allein tun wollen, kann eine aussenstehende Person als Mediatorin beigezogen werden. Sie nimmt sich Zeit, zuzuhören.
Mediation soll dazu beitragen, früh das Engagement der Menschen und die Sache hinter dem Konflikt zu verstehen. Sachbezogenes, nicht personenbezogenes Denken, so dass mit Hinblick auf die auch Alternativen rechtzeitig angestrebt werden können, bevor die Positionen verhärten. Vermittlung soll in gewissem Sinne den Raum „erweitern“ und ein 3D- Schema aufstellen. Beim Prozess, wo der frühere Verhandlungspartner zur „Gegenpartei“ wird, ist kaum räumliches Denken mehr möglich, der Streitgegenstand wird dem Richter, der Richterin vorgelegt.
Prozessführung ist bekanntlich zeitintensiv, es bedeutet in gewisser Weise auch ein Umweg, weil vorab die bekannten oder vermeintlichen Rechte nicht freiwillig von den Parteien erfüllt wurden. Prozessieren kann zwar manchmal richtig und notwendig sein. Doch ist die Auseinandersetzung vor Gericht kostspielig und oft bloss zermürbend. Das Urteil wird unter Umständen nicht einmal als „gerecht“ empfunden – wenn sehr lange Zeit verstrichen ist.
Wo aber die Parteien noch miteinander reden, bleibt der Respekt, welcher auch eine künftige konstruktive Zusammenarbeit weiterhin ermöglicht. Dies soll und ist das Ziel von Verhandlungen und Mediationsgesprächen. Oft ist es nur das Erklären von einzelnen Positionen, das Dingfestmachen von dem, was rechtlich möglich ist, das die Sichtweise zu ändern vermag. Die Parteien sollen das Gefühl haben, dass sie ihre Seite nicht nur dargetan haben, sondern auch selber zur Lösung und deren Umsetzung im Alltag aktiv beigetragen haben.